Richard von Mises


Richard Edler von Mises (19. April 1883, Lemberg – 14. Juli 1953, Boston Massachusetts) war ein Wissenschaftler und Mathematiker, der auf den Gebieten der Festkörpermechanik, Strömungsmechanik, Aerodynamik, Luftfahrt, Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie gearbeitet hatte. Er war Professor für Aerodynamik und Angewandte Mathematik an der Harvard-Universität.

Von Mises arbeitete maßgeblich an der Entwicklung der Gestaltänderungsenergiehypothese, die auch heute noch die am weitesten verbreitete Versagenshypothese ist. Umgangssprachlich wird diese Vergleichsspannung auch oft „Von-Mises-Spannung“ genannt.

Von Mises ist vor allem für seine mathematischen Arbeiten bekannt. Er trug auch zur Wissenschaftsphilosophie bei. Er vertrat den Neo-Positivistvismus in der Linie von Ernst Mach.

Während seiner Zeit in Istanbul, pflegte von Mises einen engen Kontakt zu Philipp Frank, der den Logischen Positivismus vertrat und bis 1938 Professor für Physik in Prag war.

Er interessierte sich für die literarischen Werke des österreichischen Schriftstellers Robert Musil und des Lyrikers Rainer Maria Rilke.

Leben

Achtzehn Monate nach seinem Bruder, dem Österreichischen Ökonom Ludwig von Mises
wurde Richard von Mises in Lemberg, damals Teil von Österreich-Ungarn, in einer jüdischen Familie geboren. Seine Eltern waren Arthur Edler von Mises und Adele Landau. Sein Vater Arthur von Mises war Doktor der Technischen Wissenschaften und arbeitete als Experte für die Österreichischen Staatsbahnen.

Richard und Ludwig hatte auch einen jüngeren Bruder, der als Säugling starb.

Richard besuchte das Akademische Gymnasium in Wien. Er schloss es mit Auszeichnung in Latein und Mathematik im Herbst 1901 ab.

Nach dem Studium der Mathematik, Physik und der Ingenieurwissenschaften an der Technischen Universität Wien wurde er als Assistent von Georg Hamel in Brünn. Im Jahr 1905, noch als Student, veröffentlichte er einen Artikel über „Zur konstruktiven Infinitesimalgeometrie der ebenen Kurven“ in der renommierten Zeitschrift für Mathematik und Physik.

Im Jahre 1908 erhielt von Mises den Doktortitel verliehen. Seine Dissertation befasste sich mit der „Bestimmung der Schwungmassen in Kurbeltrieben“ Er habilitierte in Brünn zum Thema „Theorie der Wasserräder“). Im Jahre 1909 in Alter von nur 26 Jahren wurde er zum Professor der angewandten Mathematik in Straßburg ernannt, damals Teil des Deutschen Reiches. Sein Antrag für einen Lehrauftrag an der Technischen Universität Brünn wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieg unterbrochen.

Im Ersten Weltkrieg war er in der Österreichisch-Ungarischen Armee als Testpilot und als Ausbilder tätig. Im Jahr 1915 leitete er für die Österreichische Armee den Bau eines 600 PS starken Flugzeuges – das „Mises-Flugzeug“. Es wurde 1916 fertiggestellt, flog aber nie.

Nach dem Krieg übernahm Mises den neuen Lehrstuhl für Hydrodynamik und Aerodynamik an der Dresdner Technischen Hochschule. Im Jahre 1919 wurde er zum Direktor (mit voller Professur) des neuen Instituts für Angewandte Mathematik an der Universität Berlin ernannt.

Im Jahr 1921 gründete er die Zeitschrift für Angewandte Mathematik und Mechanik und wurde deren Herausgeber.

Mit der Machtübernahme der Nazis im Jahre 1933 fühlte sich von Mises trotz seines Militärdienst im Ersten Weltkrieg in seiner Position bedroht . Er wanderte in die Türkei aus. Dort übernahm er den neu geschaffenen Lehrstuhl für Reine und Angewandte Mathematik an der Universität Istanbul.

Im Jahr 1939 ging er in die USA, wo er im Jahre 1944 zum Professor für Aerodynamik und Angewandte Mathematik an der Harvard-Universität ernannt wurde. Er heiratete 1943 Hilda Geiringer. Sie war seine Mitarbeiterin am Institut.

Im Jahre 1950 lehnte von Mises ein Angebot der Ehrenmitgliedschaft in der Akademie der Wissenschaften der DDR ab.

Die Gesellschaft für angewandte Mathematik und Mechanik vergibt jährlich den Richard-von-Mises-Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der angewandten Mathematik und Mechanik (Liste der Preisträger).

Biografien weiterer Wissenschaftler

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